20. Juli 2016
Andacht
„die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler“ Jesaja 40,31
Ich habe beim Lesen sofort das Bild der Mauersegler bei unserem Plattenbau vor Augen. Wie sie unermüdlich ihre Kreise ziehen und waghalsige Flugmanöver wie auf einer Berg- und Talbahn hinlegen.
Jesaja schreibt an das müde gewordene Volk im Exil in Babylon. In seinem Trostbuch will er den Glaubenden Hoffnung machen. Er versichert ihnen, dass Gott immer noch am Wirken und bei ihnen ist. Es mag vielleicht gerade anders in ihrem Leben aussehen, aber er ist ihnen nahe. In dem umliegenden Abschnitt aus dem der Vers entnommen ist zeigt Jesaja, dass Gott mächtiger ist, als alle anderen Götzen und Vorstellungen die scheinbar den Menschen helfen. Er ist der Schöpfer der Welt und hält auch heute noch ihre Geschicke in der Hand. Der Prophet gibt den Rat sich in der Natur umzublicken. Das alles hat Gott erdacht und geschaffen. Sie kann uns immer wieder neu erinnern wie großartig Gott ist. Gerade für die müde und matt gewordenen weist Jesaja auf das Bild des Adlers hin. – Wer auf Gott harrt, wird von ihm Kraft bekommen, so wie ein mächtiger Adler sich am Himmel bewegt. Harren ist ein altes Wort für hoffen, vertrauen oder warten. Das Bibellexikon schreibt: „Harren ist das Warten darauf, dass Gott in allem Geschehen sich als der Handelnde erweist.“ Harren ist dabei nicht Passivität, sondern Entfaltung von Glaubensstärke. Egal wie meine Situation gerade aussieht, ich setzte meine Hoffnung auf Gott und will auf seine Hilfe warten. Es ist stures Gottvertrauen trotz allem.
Wir befinden uns gerade im Bergfest des Jahres. Ein halbes Jahr haben wir geschafft und ein halbes liegt noch vor uns. Was werden für Herausforderungen und Aufgaben noch kommen? Was hast du schon alles gemeistert? Für viele von uns beginnt bald der heiß ersehnte Urlaub. Wir freuen uns auf ein paar ruhige Tage mit der Familie. Wollen den Stress und all die Probleme des Alltages hinter uns lassen. Oft ballen sich aber die Probleme gerade vor oder nach dieser besonderen Zeit. Manches wollen wir noch fertig bekommen. Völlig abgehetzt gehen wir in die Zeit der Erholung. Müde, matt und abgespannt quälen wir uns durch die Tage. – Wer auf Gott harrt, ihm auch in Zeiten der Kraftlosigkeit vertraut, der darf erleben wie er neue Kraft bekommt und auffahren kann wie ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Ein Adler kämpft sich nicht allein in die Höhe. Er nutzt mit seinen mächtigen Schwingen die Thermik des Aufwindes. Mit den warmen Luftmassen lässt er sich langsam in kreisenden Bewegungen in die Höhe tragen. Ich muss nicht alles alleine schaffen! Ich kann mich getrost in die helfende Kraft Gottes fallen lassen. Er will mir helfen. Wie ein Gleitschirmflieger muss ich loslassen, die Sicherheit des Bodens verlassen und darf erfahren dass ich getragen werde.
Die Harmonie dieses schönen Naturvergleiches muss aber etwas gestört werden. Wörtlich lesen wir im Text: „Die auf den Herrn harren mausern sich“. Die Mauser ist der Gefiederwechsel bei Vögeln. Die Tiere verlieren dabei ihre alten Federn und bekommen neue. In dieser Zeit ist der Adler nicht majestätisch und voller Kraft. Es ist eine Zeit der Erschöpfung, Müdigkeit und des Leidens. Der Adler hockt auf dem Boden und ist flugunfähig. In dieser Zeit der Krise muss er warten bis das neue Federkleid nachwächst. Die Tiere sind erschöpft da alles im Körper durcheinander ist. Er wenn die neuen Federn nachgewachsen sind, kann sich der Adler wieder erheben und auffahren in die Lüfte. Harren kann auch eine Zeit des Wartens sein. Manchmal haben wir durch Situationen Federn gelassen und fühlen uns wie gerupft. Genau hier will uns Gott aber auch beistehen und helfen neue Kräfte zu gewinnen. Paulus formulierte Jahrhunderte später, dass er gerade in Zeiten der Schwachheit Gottes Kraft besonders spürte (2. Kor 12,9).
Ich wünsche dir für deine jetzige Situation – egal ob Urlaub oder Arbeit, Krank oder Gesund, Müde oder Kraftstrotzend – den Mut Gott ganz zu vertrauen. Er wird helfen, da bin ich mir sicher! Liebe Grüße Daniel Dressel
Erstellt von Daniel Dressel am 20.07.2016 um 17:18 Uhr.